Das Hummelhaus – Herzlich Willkommen

Wenn im März die Sonne an Kraft gewinnt, erwachen die ersten Hummeln aus ihrem Winterschlaf. Doch wo waren sie den Winter über und wie haben sie den Winter überstanden? Nicht jede Hummelkönigin wird es geschafft haben, aber die kräftigen buddeln sich aus der Erde, unter dem Laub, oder aus dem Komposthaufen hervor. Ein weicher Boden, in dem sie sich eingegraben konnte und vom Frost nicht erreicht wurden, war optimal.

Die ans Tageslicht gekommene Hummelkönigin braucht jetzt erstmal Nektar als Kraftnahrung. Weiden und andere Frühlingsblüher sind die ersten Tankstellen die sie anfliegt. Jetzt müssen sie sich erstmal vom Winterschlaf erholen und für die bevorstehende Brutsaison Kräfte sammeln.

Alle Hummeln die jetzt auf Tour sind, haben königliches Blut und halten Ausschau nach einem geeigneten Nistplatz, um einen Hummelstaat zu gründen. Ein sicheres Plätzchen muss es sein, deswegen wird viel inspiziert und auch wieder verworfen. Sie suchen nach Höhlen, Gängen, Mauselöchern oder vielleicht auch nach dem im vorigen Jahr verlassenen Nistkasten.

Erdhummel
Erdhummel an Silphie (Silphium perfoliatum)

Die Königin ist die ersten Wochen auf sich allein gestellt, denn die ersten Arbeiterinnen die sie nach der Eiablage ausbrütet brauchen ca. 3 Wochen bis sie schlüpfen. Es ist um diese Zeit oft noch sehr kalt, aber Hummeln heizen ihren Körper auf, indem sie ihre Flügel auskuppeln. Bei einer Temperatur zwischen 30 und 35 °C ist ihre Muskulatur genügend aufgewärmt und sie können so bei Außentemperaturen von 3°C fliegen. Verschätzen sie sich bei ihren Ausflügen, oder haben nicht genügend Nektar getankt, so dass die Körpertemperatur absinkt, erfrieren sie bevor sie die ersten Brutzellen oder Honigtöpfchen gebaut haben. Die eingebaute Heizung und die Wärmedämmung, durch das dichte Haarkleid, lässt viele Hummeln bei kühlem Wetter überleben und den Grundstein eines Hummelvolkes legen.

Hummelnest der dunklen Erdhummel
Hummelnest der dunklen Erdhummel

Fleißiger als Bienen sammeln sie Nektar. Sie schaffen die 12 fache Menge an Nektar zu sammeln und somit auch ein vielfaches mehr an Blüten zu bestäuben. Um ihr Nest bauen sie eine Kuppel aus Wachs. Hierdurch kann die erzeugte Wärme, die sie mit ihrem Wärmemotor erzeugen nicht so schnell entweichen. In ihrer Sammelblase tanken sie so viel Nektar wie möglich, so dass sie bei vollem Tank, fast das doppelte Gewicht auf die Waage bringen. Für den Nachwuchs brauchen sie eiweißhaltige Nahrung und so sammeln sie durch Vibration Blütenstaub an den Bauchhaaren. Im Flug transportieren sie den Blütenstaub mit den Beinen zu den Pollenhöschen an den Hinterbeinen. Hummeln haben aber noch viele andere Vorzüge. Sie sind zum Beispiel wetterfester als Bienen. Sie sind die ersten im Jahr und die ersten am Morgen, die mit der Suche nach Nektar beginnen. Denn Hummeln können ihre Körpertemperatur regulieren, und schon bei zehn Grad Celsius fliegen sie los. Da sitzt eine Honigbiene noch frierend und untätig im Stock. Das habe einen einfachen Grund, „Im Gegensatz zu den Honigbienen legen Erdhummeln keine Vorräte in Form von Honig an. Also sind sie gezwungen rauszufliegen, sonst würden sie verhungern.“

Erdhummel
Erdhummel an Kratzdistel

In der Hummelhierarchie gibt es Sammlerinnen, Hofdamen und Stockhummeln. Die Sammlerinnen haben die Aufgabe Nektar und Pollentöpfchen stets gut gefüllt zu halten. Die Hofdamen machen nur Königsdienste und die Stockhummeln fliegen nie aus und betätigen sich als Wabenputzer und Larvenpfleger. Die erste Woche leben Hummellarven in Gemeinschaftszellen. Danach ziehen sie um in Einzelzimmer. Nach einer weiteren Woche verpuppen sie sich und die Metamorphose beginnt. Ein Woche weiter und die fertige Hummel beginnt zu schlüpfen. Nach zwei Tagen ist sie flugfähig und beginnt nach einem Orientierungsflug vor dem Nesteingang die Sammeltour.

Wachsmotten bringen das Grausen ins Hummelnest. Anfangs wird die Gefahr von den Hummeln nicht erkannt. Die Motten legen harmlose Eier ins Nest. Doch die Raupen die daraus entwachsen, legen sich Spinnwebenähnliche Tunnelsysteme an und fressen die Pollen und Nektartönnchen von unten an. Diese Raupen fressen die heranwachsenden Hummeln und in 3 – 4 Wochen liegt das ganze Nest in Trümmern.

Abhilfe in Nistkästen kann man hier mit mechanischen Wachsmottenklappen oder bei Befall mit Bacillus Thuringiensis Spritzmittel bewerkstelligen.

Ackerhummel an Fingerhut
Ackerhummel an Fingerhut

 Im Sommer werden die Hofdamen im Hummelreich rebellisch und hindern die Altkönigin daran Eier zu legen. Sie vertreiben die Königin und fangen selbst an Eier zu legen aus denen später Männchen (Drohnen) schlüpfen. Zur gleichen Zeit schlüpfen aus den noch von der Altkönigin gelegten Eiern die Jungköniginnen.

Auf dem „Hummelflug“ werden die Jungköniginnen von den Drohnen begattet. Die Drohnen haben ihre Lebensaufgabe erfüllt und sterben bald darauf. Die Jungköniginnen suchen sich ein Plätzchen für den Winterschlaf und werden im nächsten Frühjahr ein neues Hummelvolk gründen. Neun von zehn Hummelköniginnen überleben den Winter nicht.

Wer einen Nistkasten einrichten mag, kann den Hummeln bei Wohnungsnot helfen. Allerdings sollten im Umfeld auch Trachtpflanzen, von denen die Hummeln sich ihre Nahrung holen, vorhanden sein.

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